Nachhaltiges Leder: 4 Blickwinkel auf das natürliche Material

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  • Buntes, vielleicht sogar nachhaltiges Leder auf einem Holztisch

    Leder ist ein natürliches Material. Alles was natürlich ist, ist nachhaltig. Ergo ist Leder nachhaltig. So leicht ist es leider nicht. Herkunft, Bearbeitung und Transport sind entscheidende Faktoren bei der Frage, ob es überhaupt nachhaltiges Leder geben kann. In unserem Beitrag haben wir das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet und die jeweiligen Probleme und Lösungen aufgeführt – in der Hoffnung, zumindest ein wenig Klarheit zu schaffen.

    Abfall- oder Nebenprodukt: Woher kommt Leder?

    Bei Leder handelt es sich – entgegen der gängigen Annahme – nicht um ein Abfall-, sondern ein Nebenprodukt der Fleischindustrie. Letztere Bezeichnung berücksichtigt, dass der Weiterverkauf der Tierhäute enorm profitabel ist, weswegen in diesem Kontext nicht von “Abfall” gesprochen werden kann. 

    Nichtsdestotrotz werden die meisten Tiere nicht für die Leder-, sondern für die Fleischindustrie gezüchtet und geschlachtet. Insofern kann argumentiert werden, dass die Nutzung und Verarbeitung aller Bestandteile des Tieres zumindest bei gängigen, nicht-exotischen Tierarten eine nachhaltige Herangehensweise ist.

    Chemische versus natürliche Ledergerbung

    Bevor Leder zur Produktion von Möbeln, Schuhen, Taschen u.s.w. verwendet werden kann, muss es behandelt werden. Erst durch Chrom-, natürliche und/oder synthetische Gerbung erhält es seine beliebten Eigenschaften. 

    Erstere kann problematisch sein, wenn bei fehlerhaften Verfahren das verwendete und gesundheitlich unbedenkliche Chrom-III zu Chrom-VI umgewandelt wird. Letzteres kann, je nach Kontaktart und Konzentration, u.a. Allergien auslösen, wird aber in der Regel nur bei Lederwaren aus sehr billiger Produktion nachgewiesen. 

    In diesem Zuge wird oftmals problematisiert, dass bei der Gerbung mit Chrom umweltschädliche Substanzen über das Abwasser oder Abfälle in die Natur (und damit auch in Mensch und Tier) gelangen können. Seriöse Betriebe achten jedoch darauf, das verwendete Wasser wieder aufzubereiten bevor es zurück in den Wasserkreislauf geleitet wird. 

    Bei der pflanzlichen Gerbung werden – wie es der Name schon sagt – ausschließlich Gerbstoffe pflanzlicher Herkunft verwendet. Diese finden sich zum Beispiel in Fichten- und Eichenrinde, aber auch Olivenblättern oder Rhabarberwurzeln. Auch nicht-heimische Pflanzen wie Mimosa und Quebracho kommen hierbei häufig zum Einsatz. Diese stammen aus Afrika und Südamerika und werden meist in Monokulturen angebaut oder im Regenwald geschlagen, wodurch deren natürliche Bestände gefährdet werden. Aus diesem Grund können auch pflanzlich gegerbte Häute nicht per se als nachhaltiges Leder bezeichnet werden.

    Le(i)der selten heimisch

    Ein Großteil der in Deutschland verkauften Leder(-waren) stammen aus Asien, Südamerika und Indien. Das Material selbst sowie die Gerbung und Weiterverarbeitung sind dort um ein vielfaches günstiger. Um sicherstellen zu können, dass dies nicht auf Kosten von Mensch, Tier und Umwelt geschieht, wurden spezielle Siegel und Herkunftszertifikate eingeführt. Hierzu gehören u.a. das IVN-Siegel für Naturleder oder der “Blaue Engel”. 

    Hinsichtlich der nicht-heimischen Produktion stellen auch die hohen Transportemissionen der Leder(-waren) ein Problem dar. Um diese möglichst gering zu halten, können europäische Produzent*innen den Transport via Seefracht der Luftfracht vorziehen sowie anfallendes CO2 durch Klimaschutzprojekte kompensieren.

    .. und wie sieht es mit den veganen Lederalternativen aus?

    In den vergangenen Jahren wurde das Interesse an nicht-tierischen Lederalternativen immer größer. Am populärsten ist Kunstleder, das in der Regel aus einem mit PVC, Polyurethan oder Polyester beschichteten Stoffgewebe besteht. Kunstleder ist um ein vielfaches günstiger als Echtleder und zudem pflegeleichter. Auf der anderen Seite ist es weniger strapazierfähig, weswegen Kunstlederprodukte öfter nachgekauft werden müssen. In Sachen Nachhaltigkeit muss zudem bedacht werden, dass die synthetischen Rohstoffe auf Erdöl basieren. Des Weiteren werden oft Chemikalien oder Weichmacher verwendet, um ähnliche haptische Eigenschaften wie bei Echtleder zu erreichen. 

    Scheinbar umweltfreundlicher sind pflanzliche Lederalternativen, wie zum Beispiel Ananas- oder Apfelleder. In der Regel handelt es sich hierbei um Abfallprodukte der Lebensmittelindustrie, denen durch verschiedene Verfahren lederähnliche Eigenschaften verliehen werden. Dabei muss gelegentlich auf synthetische Mittel zurückgegriffen werden, wodurch pflanzliches Leder nicht immer biologisch abbaubar ist. Darüber hinaus sind die Produkte aus den pflanzlichen Alternativen oft nicht so lange haltbar wie Leder – unter Umständen müssen sie dann öfter nachgekauft werden.

    Fazit: Nachhaltiges Leder? Yes or No

    Die Frage, ob überhaupt von nachhaltigem Leder beziehungsweiße Leder als nachhaltigem Material gesporchen werden kann, lässt sich nur unter Einbezug vieler verschiedener Faktoren beantworten. Einzelne Aspekte der Ledergerbung und -verarbeitung müssen kritisch betrachtet und verbessert werden. Nur wenn Einkäufer*innen sicherstellen, dass unter ordentlichen Bedingungen für Mensch, Tier und Umwelt produziert wird und auf emissionsreduzierten Transport achten, wird Leder zu einem nachhaltigen Material. Wenn obendrein die Qualität und Verarbeitung des Leders stimmen, entstehen langlebige und widerstandsfähige Produkte. Durch deren bewussten Kauf, regelmäßige Pflege und langjährige Nutzung werden Neuanschaffungen reduziert und Ressourcen geschont.

    Hier findes Du weitere Infos und Tipps für mehr Nachhaltigkeit im Alltag!


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